Sonntag, 14. Mai 2023, 17.00 Uhr Werkstattkonzert |
Kantor Ludwig Audersch (Solingen) spielt und erläutert Kompositionen von Johann Georg Herzog und Josef Gabriel Rheinberger
Alle Jahre wieder ein Musiker-Gedenkjahr.
Nachdem wir 2016 des einhundertsten Todestages Max Regers gedachten, erinnern wir uns 2023 an seinen einhundertundfünfzigsten Geburtstag. Da jedoch anderswo genügend Reger erklingen wird, kommt sein Jubiläum gerade recht, um an deutschen Orgel-Romantiker zu erinnern, für die keine Gedenkjahre ausgerufen werden, deren Leben und Werk aber weitaus mehr als nur eine Fußnote in der Musikgeschichte darstellen.
Die historische Seifert-Orgel der Friedenskirche Mönchengladbach ist das ideale Instrument für ein solches Vorhaben. Am Beispiel ausgewählter Kompositionen Johann Georg Herzogs (1822 bis 1909) und Josef Gabriel Rheinbergers (1839 bis 1901) soll demonstriert werden, wie sehr gerade im 19. Jahrhundert Orgelliteratur, Orgelbau und Zeitstimmung voneinander abhängig waren und einander bedingten.
Johann Georg Herzog und Josef Gabriel Rheinberger gehörten zu den herausragenden Orgelvirtuosen des 19. Jahrhunderts und wirkten als überragende und gesuchte Pädagogen.
Herzog war einer der prägenden Lehrer Rheinbergers, und die Zeugnisse der Freundschaft zwischen beiden Männern ergeben ein bewegendes Kapitel in ihren Lebensläufen.
Und bei der Beschäftigung mit Rheinberger wird man überdies einen Komponisten entdecken, dessen Schaffen sich nicht nur auf die Gebiete der Kirchen- und der Orgelmusik beschränkt, sondern faktisch alle musikalischen Gattungen bedient.
Als sich in den zwanziger Jahren des 20. Jahrhunderts eine Abkehr von der Musik des 19. Jahrhunderts vollzog, und man diese Epoche als eine Periode des Niedergangs der Orgelkunst in allen ihren Facetten bezeichnete, hatte dieses Verdikt über viele Jahrzehnte Gültigkeit. Orgeln wurden bis zur Unkenntlichkeit verstümmelt oder abgerissen, die entsprechende Litertaur nicht mehr gespielt und vielfach auch nicht mehr erwähnt. Aber irgendwann setzte die Abkehr von der Abkehr ein, man rieb sich verwundert die Augen und entdeckte plötzlich Qualitäten, die unmittelbar ansprachen und bewegten. Auch darüber wird in diesem Werkstattkonzert zu reden sein.
Ludwig Audersch, geboren 1959, ist seit 1996 Kantor der Luther-Kirchengemeinde Solingen.
Zu seinem Orgel-Repertoir gehört Literatur aller Länder und aller Stilepochen. Sein besonderes Anliegen bei der Programmgestaltung ist die Pflege zu unrecht vernachlässigter Musik.
In den C-Kursen der Rheinischen Landeskirche unterrichtet er das Fach Musikgeschichte. Aus seiner Feder stammen etliche größere und kleinere Aufsätze zu musikalischen Themen und zahlreiche Werkeinführungen in seine und die Konzertprogramme von Kollegen.
Ein umfangreiches Kapitel einer großen Arbeit über Albert Schweitzer widmet sich dem Thema „Orgelkunst im 19. Jahrhundert“.
Autor: Ludwig Audersch