Konzert auf der Seifert-Orgel
Friedenskirche
Sonntag, den 26.06.2022, 17 Uhr

Margarethenstraße 20
41061 Mönchengladbach



KMD Udo Witt, Orgel

Deutsche Orgelromantik

Johann Christian Heinrich Rinck (1770-1846)
Sechs Variationen über ein Thema von Corelli op. 56

Felix Mendelssohn Bartholdy (1809 – 1847)
Thema und Variationen

Max Reger (1873-1916)
Aus der „Suite für Orgel“
Präludium
Fuge
Basso ostinato
Toccata

Max Gulbins (1862-1932)
Sonate Nr. 3, B-Dur op. 19
Maestoso-Allegro moderato
Andante
Scherzo

Der Eintritt ist frei.
Mit den Spenden wird der Erhalt der Orgeln der Friedenskirchengemeinde unterstützt.
Insbesondere der historischen romantischen Seifert-Orgel gilt unsere Aufmerksamkeit.

Vita und Anmerkungen zum Programm
von Udo Witt

Udo Witt wurde in Rheydt geboren. Nach dem Studium der Ev. Kirchenmusik an der Musikhochschule Köln (A-Examen mit Auszeichnung in Chor- und Orchesterleitung) zuerst nebenamtlich in Kelzenberg, dann hauptamtlich in Süchteln, Duisburg-Hamborn und an zuletzt zwanzig Jahre an der Hauptkirche in Rheydt tätig. Neben der Pflege der großen Palette der Orgelmusik, bildete die Wiederentdeckung der romantischen Kompositionen für dieses Instrument einen besonderen Schwerpunkt.
So ist auch das Programm für die restaurierte romantische Orgel der Friedenskirche ganz auf diesen Orgeltyp abgestimmt. Johann Christian Heinrich Rinck war Schüler von Johann Christian Kittel, einem der letzten Bach-Schüler. Doch die barocke Tonsprache war von der empfindsamen Musik abgelöst worden. Die obertonreiche Barockorgel war nicht mehr das Vorbild für neue Instrumente: grundtönige Register traten in den Vordergrund. Rinck war zu seiner Zeit ein bewunderter Orgelvirtuose und schrieb eine Orgelschule, die lange Zeit Standardwerk in der Organistenausbildung war.
Mit Felix Mendelssohn, einem glühenden Verehrer J.S. Bachs, sind wir nun ganz in der Orgelromantik angekommen. Seine Variationen über einen erfundenen Choral bilden den Ruhepunkt des heutigen Konzertes. Mendelssohn ist ein Meister der Melodieführung, was bei diesem eingängigen Frühwerk unschwer zu erkennen ist.
Keine 50 Jahre später ist die Orgel zu einem Konzertinstrument mutiert. Nicht nur in den Kirchen, nein, besonders in den prunkvollen Konzerthäusern des Bildungsbürgertums hat sie Einzug gehalten.
Max Reger gilt als der herausragende Komponist für diese Gattung. Mit der Erfindung der Pneumatik mussten die Ventile unter den Pfeifen jetzt nicht mehr mit Holzleisten und Winkeln und so mit großer Kraft in den Fingern geöffnet werden - das sprichwörtliche „Orgelschlagen“ - sondern durch Drücken der Taste wird ein Ventil geöffnet, wodurch Luft in Bleiröhrchen geblasen wird, die wiederum die Spielventile öffnet. Regers Musik ist dichtgedrängt, die Harmonien wechseln oft atemberaubend schnell von einem Akkord zum nächsten. Reger nutzt dabei die großartigen Klangschattierungen der romantischen Orgel.
Das letzte Werk habe ich beim Durchstöbern einer alten, vergilbten Orgelschule gefunden:
Max Gulbins lebte und wirkte in Ostpreußen und zuletzt an der großen Orgel der Elisabethkirche in Breslau. Der erste Satz ist von dem sphärischen Choral „Dein Zion streut dir Palmen“ durchsetzt, der im geschlossenen Schwellwerk das kräftige Hauptwerk unterbricht. Nach einem sehr melodiösen Andante folgt das lebhafte „Scherzo“, dessen Thema Chancen zu einem Ohrwurm hat…